Die Entwicklung

Vorläufer im Ausland 1

Die ersten investmentähnlichen Gesellschaften entstanden bereits 1822 in Belgien und 1849 in der Schweiz. Diese Gesellschaften sind jedoch nur als Vorläufer der eigentlichen Investment-Gesellschaften anzusehen, die um 1860 in Schottland (scottish-american investment company) und in England gegründet wurden. In Großbritannien nahmen Investmentgesellschaften bereits in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts einen starken Aufschwung; sie befassten sich überwiegend mit der Kapitalanlage in Übersee, teils in Schuldverschreibungen, teils in Aktien.

In den USA vollzog sich die Gründung von Investmentgesellschaften sehr viel später als in Großbritannien. Die älteste amerikanische Investmentgesellschaft nahm ihre Tätigkeit 1894 auf. Die eigentliche Entstehung der amerikanischen Investmentindustrie liegt in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, als die USA zu einem der größten Gläubigerländer heranwuchsen. Bis zum Jahr 1929 war die Zahl der Investmentgesellschaften auf etwa 700 angewachsen. Dem Börsenkrach des gleichen Jahres fiel dann allerdings die Hälfte dieser Gesellschaften zum Opfer. Die Hauptursache dieser Zusammenbrüche lag darin, dass die meisten Gesellschaften nicht nur das Prinzip der Anlagestreuung missachtet, sondern auch den größten Teil ihrer Anlagewerte auf Kredit gekauft hatten und außerdem kapitalmäßig miteinander verflochten waren.

Diese Erfahrungen prägten in der Folgezeit nicht nur das amerikanische, sondern auch das europäische und deutsche Investmentrecht, ebenso die EG-Richtlinie zur Koordinierung der Rechtsvorschriften für Investmentunternehmen von 1985. Im Gegensatz zu der fast stürmischen Entwicklung in den USA, aber auch im Vergleich zu den angelsächsischen Ländern, gelang dem Investmentsparen in Deutschland der Durchbruch erst relativ spät. Die ersten nennenswerten Versuche in den zwanziger Jahren, Investmentgesellschaften zu gründen, scheiterten, weil diese nicht über ausreichende Sicherungs- und Kontrollmöglichkeiten verfügten, aber auch an der prohibitiven Besteuerung, die heute aufgrund des im Investmentsteuerrecht geltenden Transparenzprinzips (keine Schlechterstellung des Investmentsparers gegenüber dem Direktanleger) beseitigt ist.

Entwicklung in Deutschland

Erst ab 1949 wurde in Deutschland mit der Gründung der „Allgemeinen Deutschen Investment GmbH“ in München der Investment-Gedanke wieder erfolgversprechend aufgegriffen. Diesem Neuanfang folgten in der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre, in der ersten Hälfte der siebziger und der zweiten Hälfte der achtziger Jahre wahre Gründungswellen von Kapitalanlagegesellschaften. Auch aktuell werden weiterhin neue Kapitalanlagegesellschaften gegründet.

Entsprechend zu den Gründungen von KAGs stieg auch das verwaltete Vermögen in Intervallen stark an,wobei sich die letzten Jahre durch besonders hohe Volumenzuwächse auszeichneten. Relativ kurze Zeiträume mit Mittelrückflüssen in Hochzinsphasen wurden stets durch längere Phasen mit Mittelzuflüssen weit überkompensiert.

In Deutschland bestanden Ende 2004 2.722 Publikumsfonds mit einem Vermögen von 459,9 Milliarden Euro. Darüber hinaus verwalteten die deutschen BVI-Kapitalanlagegesellschaften Ende 2004 für einen begrenzten Anlegerkreis 4.875 Spezialfonds mit einem Fondsvermögen von 543,1 Milliarden Euro,womit insgesamt das Vermögen eine Summe von über 1 Billion Euro überschritten hat.

Bei internationaler Betrachtung fällt auf, dass in Deutschland dennoch erheblicher Nachholbedarf besteht. Gerade die Entwicklung in den USA zeigt ganz deutlich das mögliche Investmentpotential.

Zu den Ursachen, die den weltweiten Erfolg der Investmentfonds ausmachten, zählt sicherlich, dass das Renditebewusstsein der Anleger stieg und die Zukunfts- und Alterssicherung – wofür sich ein Vermögensaufbau über Investmentfonds besonders anbietet – als Sparziel mehr und mehr in den Vordergrund rückte, daneben aber auch die Erkenntnis, dass die Investmentanlage – neben Rendite, Sicherheit, Verfügbarkeit und Bequemlichkeit – privaten Anlegern die Möglichkeit eines effizienten Vermögensmanagements bietet. Hinzu kamen Maßnahmen der Investment-Gesellschaften zur Erweiterung der Produktpalette und zur Erschließung weiterer Vertriebswege. Nicht zuletzt löste die Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen erhebliche Impulse aus.

Quelle: BVI Bundesverband Investment und Asset Management e.V.